Unsere Geschichte

Die Idee zur Gründung eines Vereins für Kultur und Kunst entstand bei einer Veranstaltung im Gemeindesaal Scharnitz zwischen Norbert Goldschmied († 2010) und Marco Blaha, die sich über die Kulturschätze, insbesondere der Porta Claudia, und das künstlerische Potential in Scharnitz unterhielten. In Scharnitz gibt es viele Menschen mit Engagement für Kunst und Kultur, viele, die selbst künstlerisch tätig sind oder Kunsthandwerk pflegen. Jeder für sich alleine hat es jedoch schwer, seine Idee in einem öffentlichen Rahmen zu verwirklichen. Mit einem Verein, so die Überlegungen, könnte diesen Einzelkämpfern eine Organisation geboten werden, die ihre Interessen gemeinsam unterstützt und nach außen vertritt. Als Folge dieser Überlegungen wurde der Verein u.a. von Marco Blaha, Univ.-Prof. HR Dr. Fritz Steinegger († 2009), RR Hans-Eduard Ude († 2000), Klaus Troost († 2019) und Dr. Johann Hofmann ins Leben gerufen.

1999 startete der Kulturverein seine Tätigkeit mit einer (Hobby-)Künstler-Ausstellung im Gemeindeamt. Im Jahr 2000 erlebte der Verein dann mit zwei plötzlichen Todesfällen, die eine große Lücke hinterließen, eine schwere Zeit, sammelte dann aber wieder Kraft, um sich wieder verstärkt seinen Zielen zu widmen. Besonders viel Zeit wurde verwendet, um für eine Restaurierung der Porta Claudia zu werben, es fanden Besuche, Begehungen und Besichtigungen statt. Auf Initiative des Kulturvereins konnte schließlich 2006 auch die Gemeindeführung für den Erhalt der Porta Claudia aktiv ins Boot geholt werden. Der dazu 2007 extra gegründete „Verein zum Erhalt der Porta Claudia als Grenze und Tor“ wurde deshalb auch maßgeblich von den Mitgliedern des Kulturvereins getragen.

2004 beteiligte sich der Verein an den Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr des Geburtstages der Tiroler Landesfürstin Claudia de Medici. Mit Sommerveranstaltungen, die unter der dankenswerten Mithilfe der anderen engagierten Dorfvereine durchgeführt werden konnten, zeigte der Kulturverein, nunmehr mit einem verjüngten Team an der Spitze, ein kräftiges Lebenszeichen.

2005 nahmen einige Mitglieder des Kunst- und Kulturvereins Scharnitz aktiv an den Arbeitsgruppen im Rahmen der Bemühung der Gemeinde, eine zertifizierte Gemeinde der Agenda 21 zu werden, teil. Fast der gesamte Vorstand brachte sich aktiv in die Gruppen Tourismus, Wirtschaft, Kunst und Kultur, Bildung und Soziales und damit den kulturellen Gesichtspunkt in die Arbeitsgruppen ein.

Ab 2006 führt der Verein wieder jährlich eine Künstlerausstellung im Sommer durch. Die Idee, zur Unterstützung der Ortschronik ein audiovisuelles Archiv mit Film-Dokumentationen über Persönlichkeiten des Dorfes anzulegen, wird ebenfalls seit 2006 umgesetzt. 2007 wurde erstmals in Scharnitz ein Adventmarkt organisiert.

Im  Jahr 2008 erweiterte der Kunst- und Kulturverein sein Tätigkeitsfeld um die darstellende Kunst; eine Schauspielgruppe wurde ins Leben gerufen, die ab 2009 mit Proben für kleinere und später größere Stücke begann. In Partnerschaft mit dem Kulturgasthaus Alte Mühle Scharnitz werden kleine Stücke auf der dortigen Bühne aufgeführt, größere Stücke im Gemeindesaal Scharnitz.

Das Jahr 2009 und die Teilnahme an den Gedenkfeierlichkeiten des Landes Tirol zum Jahr 1809 motivierten den Kulturverein ein eigenes Programm zum Jahr 2009 ins Leben zu rufen. Beginnend mit dem Festival „Musik ohne Grenzen“ am 28.03. im Gemeindesaal Scharnitz wurde eine Veranstaltungsserie geplant, die speziell auf die Geschichte Scharnitz’ und der Rolle als Grenzgemeinde Bezug nimmt. Unter dem Motto „Grenzen überschreiten“ will der Kulturverein damit dokumentieren, wie sich das Leben als Grenzgemeinde von der kriegerischen Zeit 1809 bis hin zur Gegenwart, in der mehr als freundschaftliche Beziehungen zwischen Tirol und Bayern, bzw. Scharnitz und Mittenwald, vorhanden sind, entwickelte. Mit der Begründung der Städtepartnerschaft zwischen den Isar-Gemeinden Plattling und Scharnitz im Jahr 2009 entwickelte sich auch zwischen den kulturellen Organisationen ein reger Austausch. So konnten bereits mehrere Kulturvereine aus Plattling Scharnitz besuchen und dabei an Veranstaltungen des Kulturvereins teil nehmen, umgekehrt auch Scharnitzer Vertreter nach Plattling kommen und dort am kulturellen Leben teil nehmen. Im künstlerischen Bereich wurde beispielsweise für 2010 erstmals vereinbart, dass Künstler aus dem Scharnitzer Kulturverein bei einer Ausstellung in Plattling mitmachen dürfen, umgekehrt Plattlinger Künstler im Herbst in Scharnitz ausstellten.

Ebenfalls im Jahr 2010 bildete sich eine Foto-Gruppe aus der Künstler-Gruppe heraus; in sehr lockerer Zusammensetzung treffen sich Foto-Künstler und begeben sich gemeinsam zum Fotografieren an verschiedene Orte. Präsentiert werden die Bilder im Scharnitzer Kulturgasthaus Alte Mühle auf einer Großbildleinwand über einen Beamer.

Um dem kulturellen Erbe aus der Frühzeit Rechnung zu tragen, engagiert sich der Kulturverein auch für die Hinterlassenschaften der keltischen Kultur. 2010 wurde erstmals ein keltisches Sonnenfest veranstaltet, bei dem die Siedlungsgeschichte der Kelten dokumentiert wurde – zwar war Scharnitz zu der Zeit, zu der die Kelten Mitteleuropa bevölkerten, noch nicht besiedelt, doch den Einfluss, den das Keltentum auf Mitteleuropa und heutige Traditionen und Feste hatte, wurde auf Schautafeln präsentiert. Ein Brückenschlag zu den modernen „Erben“ der Kelten auf der britischen und irischen Insel wurde 2011 geschlagen: mit der „Celtic & Whisky Gruppe“, die sowohl kulturellen Austausch zwischen den europäischen Ländern fördert, als auch das keltische Lebensgefühl pflegt. Mit dem keltischen Mondfest zu Ehren von Lugh, dem Schutzpatron der Künstler und Handwerker, wurde 2011 eine weitere Verbindungsklammer zwischen Kelten, Kunst und Kultur geschaffen. Es folgte eine Reihe von weiteren Keltenfesten, deren Abschluss der vierteilige Elemente-Zyklus (Erde, Luft, Wasser, Feuer) bildete. Aus dieser Kelten-Gruppe erwuchs auch für ein paar Jahre eine Gruppe, die an den Highland-Games teilnahm. Der Kulturverein unterstützte die „Highlander“ organisatorisch und finanziell, damit sie erfolgreich an den Wettkämpfen teilnehmen konnten. 2016 besuchte der Kulturverein die Plattlinger Partnerstadt Selkirk in Schottland, bereits zuvor waren die Schotten in Scharnitz gewesen.

Der Kulturverein ist seit 2011 auch Teil der Kulturplattform „Kultur á la Carte“, die sich aus Kulturinitiativen aus der ganzen Olympiaregion Seefeld zusammen setzt.

2012 beteiligte sich der Kulturverein an den Jubiläumsfeierlichkeiten der Mittenwaldbahn, auch als Karwendelbahn bekannt. Mit mehreren Veranstaltungen wurde ein ehrgeiziges Programm durchgeführt.

2017 erfolgte erstmals seit 1999 ein Obmannwechsel an der Spitze des Vereins. Auf Marco Blaha, seit 2016 Obmann des Gemeinderatsausschusses für Kultur und Denkmalpflege, folgte die seit 2015 als Leiterin der Künstlergruppe aktive Grete Walch, die jedoch bereits 2018 das Amt als Obfrau zurücklegte. Nach einer Übergangsphase mit Restrukturierungen übernahm 2019 Christian Rijavec das Amt des Obmannes. Mit einer Vorstandsklausur am Beginn des Jahres 2020 wurden wichtige Weichenstellungen für den Verein und seine Zukunft vorgenommen. Einen schweren Rückschlag erlitt der Verein durch den Ausbruch der Corona-Pandemie, der nicht nur Pläne für Gedenkveranstaltungen zu „75 Jahre Ende II. Weltkrieg“ zunichte machte, sondern auch gleich das Theaterstück „Die Geldschrankknacker“ kurz vor der Premiere zur Absage brachte. Selbst der beliebte Adventmarkt musste 2020 entfallen. Dennoch nützte der Vereinsvorstand die Corona-Zwangspause, um Projekte auszuarbeiten und Vorbereitungen für den Neustart nach dem Ende der Krise zu treffen.

Mit der Organisation der Seniorenweihnachtsfeier 2019, den Baumschnitt- und Strauchentfernungsmaßnahmen an der Porta Claudia im Sommer 2020 und der indirekten Mitwirkung am Euregio-Projekt für eine Kulturwander-App mit dem Verein zum Erhalt der Porta Claudia und dem Förderverein Bildung und Geschichte Oberes Isartal e.V. zeigt der Kulturverein auch, dass ihm die Menschen, das kulturelle Erbe und die Weitergabe an künftige Generationen wichtig sind.